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Offiziersgesellschaft des Kantons St. Gallen im After Action Review «CORONA 20»

 

Am 17. Juni 2021 führte die Offiziersgesellschaft des Kantons St. Gallen an einem geschichtsträchtigen Ort einen öffentlichen Anlass durch. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen des Referates von KKdt aD Aldo C. Schellenberg über den Einsatz «CORONA 20» und die Lehren daraus. Das hochkarätige Publikum konnte sich den Schlussfolgerungen des früheren Chefs Kommando Operationen anschliessen.

 

Nachdem die Mitgliederversammlung COVID-19-bedingt auf schriftlichem Weg abgehalten werden musste, freute sich die Präsidentin der Offiziersgesellschaft des Kantons St. Gallen (KOG SG), Oberstlt Elisabeth Stadelmann-Meier, umso mehr, wenigstens dieses Referat durchführen zu können. Eine kleine, aber erlesene Gästeschar war der Einladung in die Tenne der Henessenmühle zu Gossau SG gefolgt. Die Grussworte des Regierungspräsidenten des Kantons St. Gallen, Regierungsrat Marc Mächler, waren etwas länger, aber sehr gehaltvoll. Der Oblt aD, seines Zeichens Mitglied der KOG SG, bedankte sich bei der Armee für deren Einsatz und die gute Zusammenarbeit. Aus Sicht der Regierung des Kantons St. Gallen blickte er jedoch durchaus (selbst-)kritisch zurück auf die Anfänge der Pandemie. Nicht alles sei zu seiner Zufriedenheit gelaufen. Die Regierung des Kanton St. Gallen habe jedoch bereits erste Lehren gezogen. Nichtsdestotrotz sei er an den Erkenntnissen der Armeeführung sehr interessiert. 

 

Höhepunkt des Anlasses war das Referat von KKdt aD Aldo C. Schellenberg. Er blickte im ersten Teil seines Vortrages zurück auf den Armeeeinsatz «CORONA 20», das grösste Truppenaufgebot seit dem 2. Weltkrieg. Anhand von Bildern zeigte er auf, wie die Armee mobilisiert und wie sie organisiert wurde sowie welche Aufträge sie erfüllte. Im zweiten Teil wagte Aldo C. Schellenberg sodann eine erste Einschätzung des Einsatzes aus sicherheitspolitischer Sicht. Dabei schlug er immer wieder den Bogen zum aktuell in der Vernehmlassung befindlichen Sicherheitspolitischen Bericht. Der frühere Chef Kommando Operationen konnte aufzeigen, dass im Sicherheitspolitischen Bericht zwar einige Erkenntnisse bereits berücksichtigt sind, dass aber zusätzlicher Handlungsbedarf besteht. Insbesondere machte Aldo C. Schellenberg ein grosses Fragezeichen hinter die Krisenorganisation und das Krisenmanagement auf Stufe Bund. Das dafür eigentlich vorgesehene Organ (Bundesstab Bevölkerungsschutz) sei zugunsten einer ad hoc-Organisation im Bundesamt für Gesundheit zurückgestellt worden. Die eingeübten Prozesse hätten so nicht funktionieren können. Zudem fehle es in der Bundesverwaltung über weite Strecken am nötigen Wissen über Krisenführung und Stabsarbeit. Es sei gerade deshalb besonders bedauerlich, dass die Bundesverwaltung an den periodischen Sicherheitsverbundsübungen nur selektiv teilnehme. Schellenberg hatte seine Ausführungen mit einem Zitat von Benjamin Franklin eingeleitet («If you fail to plan, you are planning to fail!») und endete mit der Quintessenz «Für das Können gibt es nur einen Beweis: das Tun!» (Marie von Ebner-Eschenbach).

 

Die Zuhörerinnen und Zuhörer gewannen aufgrund der Ausführungen von Regierungspräsident Mächler und KKdt aD Schellenberg sowie des Stadtpräsidenten von Gossau, Wolfgang Ghiella, den Eindruck, dass die Armee für den Einsatz vorbereitet war und diesen erfüllt hat. Auf politischer Ebene und in der Verwaltung gibt es aber Raum für Optimierungen. Die nächste Krise kommt bestimmt. Wohl dem, der sich vorbereitet!

 

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